Kerzenweihe, Zahltag, Essen wie Scheunendrescher

Hubert Kersting erklärt Fest Mariä Lichtmess

NORDKIRCHEN. Hätten Sie es gewusst? Am heutigen Samstag, 2. Februar, begehen die Katholiken das Fest Mariä Lichtmess. Aber was ist das eigentlich für ein Fest? Der Nordkirchener Hubert Kersting hat für uns mal ins Heft „Bräuche im Jahreslauf“ des Heimatvereins Nordkirchen geschaut.

Seinen Ursprung als katholischer Feiertag habe Mariä Lichtmess in dem Gesetz Moses, das jüdischen Müttern vorschreibt, 40 Tage nach der Geburt mit ihren Kindern in den Tempel zu gehen.

Böse Geister fernhalten

In Europa entwickelte sich das Fest zu einem Termin für die Kerzenweihe, daher stamme auch der Name „Lichtmess“. Die geweihten Kerzen wurden zu besonderen Anlässen angezündet wie Geburten, Taufen, Erstkommunion, Hochzeit und Sterbetag, aber auch bei schweren Unwettern, zum Fernhalten „böser Geister“ und als Mittel gegen Viehkrankheiten.

Das Fest Mariä Lichtmess war ab dem 10. Jahrhundert nicht nur der Tag der Lichterprozessionen und Kerzenweihen, auch als erster Tag des neuen Wirtschaftsjahres hatte der 2. Februar für die landwirtschaftlich geprägte Gesellschaft eine besondere Bedeutung. Zu Mariä Lichtmess geht die Zeit der kurzen dunklen Wintertage vorüber. Man versuchte, ab diesem Tag ohne Lampen und Kerzenlicht auszukommen.

Neues Wirtschaftsjahr

Da an Mariä Lichtmess ein neues Wirtschaftsjahr begann, waren an diesem Tag auch Zins, Pacht und Lohn fällig. Die Dienstboten erhielten am 2. Februar ihren Jahreslohn, der nicht nur in Geld, sondern auch in Sachwerten ausgezahlt wurde.

Der Lichtmess-Termin war zudem die letzte Möglichkeit, Schulden aus dem Vorjahr zu begleichen. Wer es auf diesen allerletzten Zahltermin ankommen ließ, galt als unzuverlässig und wurde in Westfalen auch „Lechtmis“ genannt.

Weil sich der Schwerpunkt der landwirtschaftlichen Arbeit jetzt wieder nach draußen verlagerte, sollten bis Lichtmess die Drescharbeiten erledigt sein. Zum Abschluss der Drescharbeiten gab es ein gemeinsames Essen, bei dem die Männer „wie die Scheunendrescher“ zuschlagen konnten.

In unserer Industriegesellschaft hat das Lichtmess-Fest, das auf bäuerliche Strukturen und Wirtschaftsabläufe zugeschnitten war, für die meisten Menschen keine große Bedeutung mehr. Weil sich ihre Lebenssituation ändert, verstehen die Menschen die Bräuche um das Lichtmess-Fest nicht mehr. Ein ganz normaler Prozess.